Freitag, 19.09.
04:32: der Wecker klingelt erst in zwei Stunden. Egal- ich bin wach- kann losgehen. Kaffee, Ausrüstung letzter Check- läuft. 07:15 bewegt sich die Karre Richtung Osten. Polen, ich komme!
Ankunft 13:00 in Brozek, Wetter top, Frisur sitzt- reduziertes Begrüßungskommittee anwesend, noch ist nicht viel los. Da weiss ich noch nicht, dass sich das personenanzahlmässig auch nicht ändern wird 😉 Zelt wird aufgebaut, die Ausrüstung zusammengebaut und über den Chrony gejagt, alles funktioniert einwandfrei.
17:00 Uhr. Ich hab HUNGER! Kurze Überlegung, den Markierer zu entfremden und Wild zu erlegen. Negativ, wir sparen unsere Kräfte. Zum Glück macht die Kneipe am GSF auf, Rettungsanker in Sicht. 17:05 Uhr: Satt- vollgefuttert, wieder aufnahmebereit. Immer noch nicht wirklich viel los, aber das Alster schmeckt. Kurz nochmal die Ausrüstung befingern, komme mir vor wie Private Paula. 21:00 Uhr. BIWAK und HIR79 sowie ein paar versprengte noch Unbekannte sind anwesend und singen mir ein Geburtstagsständchen. Läuft! 22:30 Uhr. Falle ins Bett, bin hundemüde und morgen geht es früh los. Gerüchten zufolge feiern Teile der Anwesenden bis um halb drei weiter.
Anmerkung: Wodka vor den Helldays hinterlässt Kopf.
Samstag, 20.09.
HELLDAYS
08:00 Uhr alles aufgerödelt, um 08:30 Uhr soll das Briefing stattfinden.
09:00 Uhr sind die Anwesenden 21 Mann ( JA MANN! FUCK! Gerade mal 21 verstrahlte Wichtel sind dem Ruf des Generals gefolgt und haben sich nicht von„Keine Stripperin, keine Party, keine Show“ abschrecken lassen und stehen abmarschbereit vor der Bühne..) gebrieft und eingeteilt. Ich hab die Ehre, als MG Schütze Team Red unter Bertl dienen zu dürfen. BIWAK und HIR79 sowie zwei Unabhängige Partisanen vervollständigen das Team. Wir sitzen auf den Truppenlaster auf und los geht die Fahrt, weg vom GSF Spielfeld in die grüne Hölle von Brozek. Die ehemalige Sprengstoff Chemie Fabrik, die auf 600 Hektar ( KRASS: das ist echt groß ) verteilt ca 400 Gebäude und Bunker unterhält, liegt etwas abseits vom normalen und schon bekannten Feld. Hier herrscht das Gesetz des Waldes. Grünes, weiches, saftiges Moos auf Sandboden und Kiefernwald, urbanes Gelände und rudimentäre sowie fast vollständig erhaltene Gebäudekomplexe erwarten uns. Wir starten mit der Aufteilung á 3 x 4 Mann Teams.
Bertl unterzieht uns einer Prüfung: korrektes Stürmen und Sichern eines Hauses, jedes Team führt sein Können vor. Ich scheiß mir jetzt schon in die Hose…. Los geht es mit den Missionen. Es war ALLES dabei. Häuserkampf, Geiselbefreiung, Flaggeneroberung, trickreich gelegte Hinterhalte, Bombenentschärfung. Team Blue und die U.c.K., die das ganze Event geplant und durchgeführt haben, sind würdige Gegner.
Team Red zieht jedoch punktemässig vormittags an den Gegnern vorbei und geht siegreich aus den ersten Missionen hervor. So kann der Tag weitergehen, denken wir und starten in die nächste Mission. Durch Bunkeranlagen im Stockfinsteren, Aufpassen auf tiefe Schächte mitten in den Kellerräumen ( gut, dass die Taschenlampe funzt!) , Heraustreten in die gleissende Mittagssonne- Hinterhalt! Schüsse vom Dach, Gegner auf 12 Uhr, vor vor vor!!!! Mittlerweile sind wir gute 6 Stunden im Gefecht und haben gefühlte hundertzwölf Kilometer Waldwanderung hinter uns.
Die Moral ist trotzdem grossartig, wir laufen geordnet in Gefechtsformation, sichern die jeweiligen Strassenseiten ab, zwei Späher uns voraus. Ich hätte echt nicht gedacht, dass wir so einen Heidenspass haben würden. Der Gedanke setzt sich fest, dass ich mir als allererste Neuanschaffung wohl die MagFed Ausrüstung zulegen sollte. Mit meiner Hüpfburgknifte fühle ich mich nicht authentisch. Die nächste Mission soll die Bombenentschärfung sein, wir teilen uns auf. Team Blue und die UcK erwarten uns sicher wieder mit einem Hinterhalt, wir wollen das Gebäude, in dem wir sie vermuten weitläufig umlaufen. Jeder Schritt muss sicher gesetzt werden, wir laufen vorsichtig bis nahe an den Waldrand. Plötzlich stoppt unser Vordermann- was liegt da? Ist das ein Riesenchampignon, mitten im Wald? Näher ran… Noch näher… Alter- das ist kein Pilz- das ist ein Schädel.
Ein menschlicher. Und ein Oberarmknochen. Und die Knochen sehen noch nicht sehr alt aus. Spielabbruch ist unumgänglich, wir sind auf Leichenteile gestossen. Bertl funkt das Headquarter an und wir ziehen uns vom Fundort zurück. Alles weitere übernimmt jetzt die polnische Polizei, die informiert wurde.
Wir machen uns um das Event zu keiner Zeit Sorgen- die ordentliche Meldung des Fundes ist viel wichtiger-immerhin liegt da ein Mensch!! Wir hoffen, der Fall wird aufgeklärt. Sowas erlebt man ja auch nicht alle Tage. Wir verbringen unsere kurzfristig einberaumte Mittagspause im Headquarter beim GSF, der Küchenchef tischt uns leckeres Gulasch mit Nudeln auf. In der Zwischenzeit klärt Bertl das weitere Vorgehen ab, wir starten auf der anderen Seite des wirklich grosszügigen Geländes. Gestärkt und hochmotiviert geht es weiter.
Man merkt Team Red an, dass sie mittlerweile fast 10 Stunden gefechtsbereit sind, die Konzentration lässt nach und so geraten wir zweimal in einen Hinterhalt, aus denen wir als Verlierer herausgehen. Beim Häuserkampf drehen wir völlig auf, Team Biwak geht rechts ins Haus, Team HIR79 schleicht sich von hinten links an das Gebäude und kann unerkannt durch das Fenster eindringen. Es fallen Schüsse, Rauchgranaten fliegen. Wir schleichen vorsichtig durch das Trümmerfeld innerhalb des Hauses, sichern Raum für Raum- Beim Wechseln durch den Gang fallen erneut Schüsse, wo kommen die denn her?? Zwei Mann raus, Kommunikation zum anderen Team unmöglich, kein Kontakt. Wir verbliebenen teilen uns auf, einer sichert im Haus den Raum und den Gang, der andere will aussen rum und von hinten wieder rein. Ein kurzer Blick auf den Gang – BATZ- Shit. Hit auf dem Hopper durch ein Loch in der Decke. Der Schütze sitzt auf dem Dach der Bude! Fuck….
Last Man Standing von HIR79 wird auch rausgenommen vom Dachschützen, wir treffen uns alle auf der Strasse. Kurze Lagebesprechung, dabei wird klar, wir haben uns selbst rausgeschossen durch friendly Fire. Das kratzt am Ego, und wir geben in der nächsten Runde noch mal alles. Im letzten Match des Tages vor Bezug unseres Nachtlagers wollen wir es uns leicht machen, lassen die Rucksäcke und allen unnnötigen Ballast wie Paintbeutel, Ersatzsocken etc im Truppenlaster. Dummerweise auch die Regenponchos. Spielstart, wir laufen durch den Wald- es donnert. Drei Minuten später – wir sind kurz vor der Eroberung der Flagge, hier irgendwo muss sie sein- fängt es an zu regnen. Nein- es schüttet. Wie aus Eimern. Innerhalb von einer Minute sind sämtliche Masken beschlagen, wir sind bis auf die Unterhose klitschnass und an ordentliches Spielen ist nicht mehr zu denken. Wir ziehen uns in ein trockenes Gebäude zurück und warten drauf, dass jemand Game over ruft.
Was wir nicht wissen- die dämliche Flagge ist keine zwei Meter von uns entfernt. Auf dem Dach des Gebäudes, in dem wir uns vor dem Regen verkrochen haben. Das läuft ja…. Im Anschluss beschliessen wir, kurz zum Aufwärmen ins Headquarter zu fahren, einige haben keinen trockenen Faden mehr am Leib. Krank werden wollen wir nicht, Helldays hin oder her- also schnell zurück. Schnell zurück ist aber relativ. Relativ deshalb, weil kurz vor Ankunft des Truppentransporters bei uns dieser stehenbleibt. Mitten im Regen. 100 Meter von uns entfernt. Am Sprit kann es nicht liegen- war nämlich keiner mehr drin….Einmal mit Profis arbeiten…. Das Tankproblem wird schnell gelöst und wir fahren mit drei Mann auf dem verranzten Jeep auf der Ladefläche zurück zum GSF Spielfeld. Jetzt weiss ich, wieso es Helldays heisst. Der Fahrer muss direkt aus der Hölle stammen, Vollgas durch die Regenpfützen, keine Rücksicht auf die Fahrgäste. Geil!! Wir nehmen unser Abendessen gepflegt im halbtrockenen Zustand auf dem GSF ein, beladen den zweiten Truppenlaster und schon geht’s los zu unserem geplanten Nachtlager.
Wir haben uns einen fast sauberen Bunker rausgesucht, es gibt sogar einen Kaminschacht- für Romantik im Bunker ist also gesorgt. Vorausgesetzt, wir finden genug trockenes Brennholz. Der gute Pfadfinder hat selbstverständlich die Nase dafür und bald knistert ein gemütliches Lagerfeuer im Bunker. Mittlerweile ist es kurz nach Mitternacht, das Lager ist vollständig eingerichtet, jetzt wollen wir unserm gegnerischen Team doch mal nen Freundschaftshausbesuch abstatten. Natürlich bringt der freundliche Gast dem Hausherrn auch ein Gastgeschenk mit- wir wollen unsere Nachbarn mit einem fröhlichen BigBang erfreuen. 5 Mann von uns sind dabei, schleichen sich heimlich still und leise an den Bunker der Nachbarn. Plötzlich tritt einer der Blauen gemütlich aus dem Bunker und schlendert auf uns zu. Rückzug befohlen, ab in die Büsche. Keine zwei Meter von uns entfernt bleibt der Kerl stehen und wir sehen, wie ein Lichtschimmer die Nacht erhellt. Mir fällt ein Stein vom Herzen- er will nicht pinkeln! Nee, er zündet einen Böller an, wirft das Ding in den Bunker vor uns, es gibt Lärm, er ist glücklich, ich beiss mir vor Lachen die Lippe kaputt- und der dreht sich nichtsahnend um und läuft zurück zu seinem Schlafplatz.
Wir entscheiden uns gegen das Böllerwerfen- die Befürchtung, einen Gegenbesuch mitten in der Nacht zu kriegen, ist zu gross. Gebückt vor Lachen, dass er uns nicht bemerkt hat, gehen wir zurück zu unserem Lagerplatz. Es ist mittlerweile kurz vor 01:00 Uhr, wir sind alle hundemüde und die Nacht wird kurz. 05:00 Uhr. Maik von der UcK kommt als persönlicher Weckdienst vorbei. Wir sind innerhalb von einigen Minuten abmarschbereit. 4 Stunden Schlaf und ich bin heiss. Meine Knifte schmiegt sich in meine Hand, als ob sie sagen wollte, loooos, benutz mich. Dem Wunsch kommen wir nach, los geht es zum Nightmatch an den Tittenhills. Wir laufen durch den Wald, stockfinster, irgendwo röhrt ein Hirsch. Oder rülpst die Nachhut?? Egal. Wir sind angekommen, dieTittenhills werden in gleissendes Licht getaucht, unsere Gegner haben sich schon eingegraben, nichts ist von ihnen zu sehen. Eine Seite der Hügel wird angestrahlt, der Rest liegt im Stockfinsteren. Wir schleichen uns auf den hinteren Hügel, es ist nichts zu sehen. Ein Teil versucht, die Hügel zu umgehen, es rührt sich nichts. Wir entschliessen uns, den Hügel nach einiger Zeit zu verlassen, wir brauchen Action. Ich schleiche mich durch den Wald, der Marshal leuchtet von einer Seite zur anderen, ich seh nix. Weiter Richtung Hügel im Stockfinsteren. Es fallen zwei Schüsse in meine Richtung. Nummer zwei trifft. Headshot. Im Stockdunkeln! Alter, wie hast Du das denn gemacht??
Ab da verbringe ich das Match im Licht und beobachte, wie unser Team vorrückt, während Team Blue sich langsam auch rührt. Bewegung von rechts, BIWAK schleicht da rum. Einige Rote und Blaue folgen mir ins Licht. Plötzlich kommt einer von uns und erzählt uns von einem Sturz vom Bunker. Mist, hoffentlich nix passiert. Spielabbruch erfolgt, wir stürmen zum Gefallenen. Martin liegt am Boden, zumindest lebendig und bei vollem Verstand. Ein Tritt ins Leere und schwupps liegt der Kerl 3 Meter tiefer. Bis auf einen verknacksten Knöchel scheint es ihm gut zu gehen, zumindest faucht er uns wie gewohnt an. Selbstverständlich fällt ein Kriegsveteran wie er nicht einfach vom Dach – er erzählt uns also von der Fallschirmjägerrolle und den gezielten Schüssen, mit denen er noch im Fluge die Gegner ausgeschaltet hat. Hurra- seinem Kopf hat der Sturz also keinen Schaden angetan . Wir wandern zurück zu unserem Lager, und fallen todmüde in die Schlafsäcke.
07:30 Uhr Es ist erneut Aufstehen befohlen, es gibt Frühstück bei Team Blau im Bunker. Kaffee, Tee, belegte Brötchen- was will man mehr? Frisch gestärkt rödeln wir auf, packen unser Lager zusammen und verlassen unsere gemütliche Unterkunft. Beim nächsten Mal werden wir direkt unser Lager im Bunker errichten und zwei Nächte dort verbringen, wir haben uns wohlgefühlt im 5 Sterne Bunker. Der Sonntag startet mit spannenden Missionen, es geht direkt weiter durch den Wald, Häuserkampf, Hinterhalte, Gebäude sichern- das Säurewerk sei hier als absolutes Highlight erwähnt. Hier könnte man theoretisch einen ganzen Tag einplanen, so cool ist allein der Gebäudekomplex. In der letzten Mission der Helldays muss erneut eine Geisel befreit werden- ich muss nix großartiges dazu sagen, die Aktion ist legendär und wir hatten richtig Laune.
Fazit:
von den angedachten 120 Mann Truppenstärke gab es 59 Anmeldungen, letzten Endes waren etwa 25 Mann dann auch anwesend. Und die haben die Helldays echt gerockt!! Ich bin richtig froh, dass wir nicht mehr Leute gewesen sind. So konnten sich richtige Spielzüge entwickeln und die Laune blieb durchgehend spitze bis zum Schluss. Bis auf den leicht angeknacksten Knöchel gab es keine verletzungsbedingten Ausfälle, was bei so einer Art Event wirklich positiv ist. War mein erstes MagFed Event und ganz ehrlich?? Ich bin angefixt. Druff. Völlig durchgedreht- und auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder dabei. Wer das Event verpasst hat, hat sich um ein echtes Highlight 2014 gebracht! Danke an Bertl für die Idee der Helldays- für die U.c.K. für die Durchführung und Organisation- an Hartmut, dass er die bekloppten Ideen von Bertl gerne unterstützt- an Team Blau, ihr wart echt tolle Gegner und an alle Kameraden im Team Rot: ihr seid wahrlich legendär